Die 1948 gegründete FDP (Freie Demokratische Partei) war und ist die wichtigste liberale Partei in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Ideologisch zwischen den großen Volksparteien CDU/CSU und SPD verortet, hat die FDP in ihrer Geschichte nie den Charakter einer bundesweit auf einer großen Mitgliederschaft und einem breiten Wählerstamm basierenden Massenorganisation entwickeln können. Auf der anderen Seite war die FDP aber über weite Strecken als Koalitionspartner im bedeutenden Maß an den Weichenstellungen deutscher Politik und damit deutscher Lebenswirklichkeit beteiligt.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätze
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Zu den wichtigsten Programmpunkten der FDP gehört der wirtschaftsliberale Ansatz, das Investitionsklima durch Maßnahmen wie Deregulierung, Steuervergünstigungen und Privatisierung günstig zu beinflussen. Ziel dabei ist eine Ankurbelung der Wirtschaft und daraus folgender, allgemeiner Wohlstand. Von zentraler Bedeutung ist auch die Einstellung, egalitären und staatlichen Eingriffen grundsätzlich kritisch zu begegnen und auf ihre Übereinstimmung mit den Grundrechten zu überprüfen.
Organisation
Die Mitglieder (2012: 63.000) der FDP sind in 16 Landesverbänden mit etwa 2.000 Ortsverbänden organisiert. Zum „Liberalen Vorfeld“ gehören unter anderem die Friedrich-Naumann-Stiftung, der Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen (HLG) und die Jugendorganisation JuLis (Junge Liberale).
Historische Wurzeln und Entstehungsgeschichte
Die FDP wurzelt in der Geschichte des deutschen Liberalismus, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf die restaurative Politik der Metternich-Zeit entstanden ist. Von Anfang an wurden zwei Hauptströmungen im Liberalismus deutlich: die betont nationalliberale Linie und die die bürgerlichen Freiheitsrechte in den Vordergrund stellende Linie. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand zunächst eine Reihe liberaler Parteien auf Regionalebene. Nach dem Scheitern des Versuchs mit der DPD 1947 eine gesamtdeutsche Liberalen-Partei zu bilden, wurde am 11./12. Dezember 1948 in Heppenheim für die Westzonen die beide liberalen Hauptflügel umfassende Freie Demokratische Partei gegründet. Zum ersten Bundesvorsitzenden wurde Theodor Heuss, der spätere erste Bundespräsident, gewählt.
Die FDP in Regierungsverantwortung und Opposition
Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland war die FDP stets mit einer Fraktion im Bundestag vertreten. Bei den 17 Bundestagstagswahlen von 1949 bis 2009 hat die FDP durchschnittlich 9,2% der Stimmen erhalten. Lediglich in den Jahren 1956 bis 1961, 1966 bis 1969 sowie 1998 bis 2009 war die FDP nicht als kleinerer Koalitionspartner von CDU/CSU beziehungsweise SPD an einer Bundesregierung beteiligt. Die Vizekanzler-Position in den Regierungen, an denen die FDP beteiligt ist, wird stets von einem Liberalen besetzt.
In den frühen Jahren der Bundesrepublik gingen die Liberalen auf den meisten Politikfeldern konform mit den von Konrad Adenauer dominierten Koalitionspartnern CDU/CSU. In dieser Zeit versuchte sich die FDP unter der Führung ihrer Bundesvorsitzenden Franz Blücher (1949−1954), Thomas Dehler (1954−1957), Reinhold Maier (1957−1960) und Erich Mende (1960−1968) insbesondere durch eine Betonung ihrer marktwirtschaftlichen Einstellung zu profilieren. Mitte der 60er Jahre begann die Mehrheit der FDP, in der Walter Scheel (Bundesvorsitzender 1968–1974) und Hans-Dietrich Genscher (1968−1985) zu den wichtigsten Akteuren gehörten, zunehmend sozialliberale Positionen einzunehmen, die in den Koalitionen mit der SPD (1969−1982) eingebracht wurden.
Insbesondere die Zeit der SPD-FDP-Zusammenarbeit unter der Kanzlerschaft von Willy Brandt (1969−1974) gilt als Periode politischen Aufbruchs und des forcierten Ausbaus von Freiheitsrechten. 1982 wechselte die FDP das politische Lager und ihre Bundestagsabgeordneten wählten Helmut Kohl (CDU) zum Nachfolger von Kanzler Helmut Schmidt (SPD). Mit dem Beginn der Grün-Roten Regierung von Gerhard Schröder (SPD) wurde die FDP wieder Oppositionspartei. Unter der Federführung von Guido Westerwelle (Bundesvorsitz 2001–2011) gelang 2009 der seit 2011 von Philipp Rösler geführten FDP als Koalitionspartner-Partei von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die Rückkehr auf die Regierungsbank.